die ehemalige telefunken hauptverwaltung ist ein berliner baudenkmal und erinnert uns an menschliche lebens- und arbeitsweisen des vergangenen jahrhunderts.
der baukomplex ist ein werk des überragenden und weltoffenen siemensstadtarchitekten hans hertlein.
das gebäudeensemble ist zeichen der industrialisierung und urbanisierung berlins anfang des 20.sten jahrhunderts: zeichen für fortschritt, technik, wirtschaftsaufschwung, erfindungen und entwicklungen.
sie ist ein überliefertes historisches erbe der stadt, das entscheidend ihr wesen die identität jeglicher nutzung bestimmt. telefunken baute seine hauptverwaltung für die ewigkeit, bautechnik und konstruktion stellen dies bis heute unter beweis.
das gebäudeensemble liegt unbeeindruckt von seinem heterogenen umfeld im berliner vorstadtgebilde wie eine eigene stadt. eine stadt, die es zu bewahren und anzueignen gilt. eine stadt, die einer oase gleich, beim betreten eine urplötzliche ruhe, unabhängigkeit und selbstgefälligkeit ausstrahlt.
die vorgefundene gebäudestruktur obliegt einer zeitlosen grundordnung die vor allen dingen eins bietet: ein unerschöpfliches füllhorn an varietät. das grundgerüst zeichnet sich aus durch einheitlichkeit, grosszügigkeit und klarheit: grosse konstruktionsweiten, riesige hallen, beeindruckende lichtfülle...
diese vorgefundenen grössenverhältnisse in ihrer unbewohntheit befruchten und erweitern tradierte wohnvorstellungen.
die historischen festlegungen beflügeln die phantasie und erschaffen eine neue identität von innen heraus.
der vorgefundene dimensionssprung leitet uns zu dem begriff: loft. in diesen, bildhaft loftland genannten, leerstehenden hallen müssen um zu wohnen dem eigentlichen wortsinn entsprechend nur noch möbel hineingestellt werden.
diesem entwurfsgedanken folgend belassen wir weitläufige flächen und betrachten möblierungen, ausstattungen und einbauten als temporäre accessoires und verwenden sie auch als solche.
der entwurf strebt danach, aus dem zusammenspiel funktionaler wohnwerkzeuge einen zeitgenössischen lebens- und arbeitsraum zu schaffen.
ist die halle aufwändiger gestaltet wird sie zum saal, zum atelier oder eben zum loft.
loftland bietet die möglichkeit der charakterisierung von raum anstatt funktion. die grosse gebäudetiefe ermöglicht es die funktionsräume so zu platzieren, dass ein hervorragend belichtetes fliessendes raumgefüge darumherum entsteht, welches zonierungen vorschlägt anstatt bedeutung vorzugeben oder festzulegen.
ziel ist die aufzeichnung der erinnerung und erfahrung des bewohners zu einer massgeschneiderten planfigur zu verschmelzen.
notwendige rückzugszellen sind vernischt oder verzahnt mit dem zentralen loft. diese wohnlofts folgen der möglichkeit des bedürfnis- und funktionswechsels im alltag.,
raumzusammenhänge lassen sich nach bedarf öffnen oder schliessen.
wände können wahlweise fest eingebaut, als paravent, schieb- oder faltbar ausgeführt werden.
einzelne loftparzellen sind in den ebenen horizontal wie vertikal flexibel zusammenlegbare einheiten. geplante nasszellen stehen wie kuben in den hallen und bieten gelegenheit durch ein wandelement ein eigenes zimmer abzuteilen oder mit dem schlafbereich natürlich belichtet verbunden zu werden.
dieser wechsel zwischen funktionsmischung und -trennung erlaubt eine zeitgemässe interpretation von wohnerlebnis, zu einem modernen, praktikablen wie repräsentativen lebens- bzw. arbeitsraum.
in gewissem sinne bietet die ehemalige telefunken hauptverwaltung gestaltungsspielraum zu einer interpretation von „baustelle für zukunftsorientierte offene lebensformen“ in einem kollektiven zeitgeist. diese kultur gilt es zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln.
dagmar chrobok, joerg springer
|